Das Nordkap verdankt seinen Titel einem Irrtum in der Geschichte der Seefahrt, denn es ist weder der nördlichste Festlandspunkt Europas – es liegt auf der vorgelagerten Insel Magerøy, noch ist es der nördlichste Punkt dieser Insel – die westlich gelegene Landzunge Knivskjellodden ragt exakt 87″ weiter nach Norden, und schon gar nicht ist es der nördlichste Punkt Europas, denn mit Svalbard (Spitzbergen) liegt noch eine beachtliche Inselgruppe wesentlich nördlicher.
Ausschlaggebend für die Verleihung des Titels „Nordkap“ mögen wohl die steilen Schieferklippen gewesen sein, die so imposant aus dem sturmgepeitschten Eismeer aufragen, noch dazu an einer Stelle, die schon im 16. Jhdt. immer wieder von Seeleuten passiert wurde.
Wie auch immer, durch diese nüchternen Fakten büßt das Nordkap nichts von seiner Anziehungskraft ein. Für viele Reisende war und ist die Fahrt dorthin eine Reise ans Ende der Welt. 200.000 Besucher pro Jahr sprechen für sich. Wer Glück hat erwischt einen jener wolkenenlosen, windarmen Tage, an denen die Sonne einen 360 Grad Kreis über der ruhigen Barentsee beschreibt. Die anderen – und das wird wohl die Mehrzahl sein – erleben „Nordland Gefühl“ bei Regen, Sturmböen und schemenhaft aus dem Nebel auftauchenden Felsen. Ein faszinierendes Erlebnis ist der Besuch des Nordkaps im Winter (s.unten*).
Geographie
Das Nordkap liegt in der Finnmark, der nördlichsten Fylke Norwegens. Mit dem Ende der letzten Eiszeit kamen vor 8.000 bis 10.000 Jahren Menschen der hoch entwickelten Komsa-Kultur in dieses Gebiet. Sie hinterließen u.a. die bekannten Felsmalereien bei Alta. Die samische Bevölkerung lebt seit ca. 2.000 Jahren in der Finnmark, während die norwegische Besiedlung erst im 14. Jhdt. einsetzte.
Das Schieferplateau des Nordkaps liegt auf der Insel Magerøy, der „mageren Insel“, was eigentlich schon alles über die empfindliche, arktische, baumlose Pflanzenwelt aussagt. Das Land ist geprägt von Gegensätzen. Vom 14. Mai bis zum 31. Juli steht die Mitternachtssonne am Himmel. Die Tagestemperaturen können dann 25 Grad erreichen. Demgegenüber stehen mehr als zwei Monate Polarnacht (21. November – 31. Januar), in der das faszinierende Schauspiel des Nordlichts am Himmel zu beobachten ist. Aufgrund des ozeanischen Klimas sind die Winter weniger kalt als im Landesinneren, dafür sind Herbst und Winter sehr stürmisch. Der stabilste und beständigste Monat ist oftmals der September, wenn die Tundra in allen Farben leuchtet.
Mehr über die Natur am Nordkap, das Klima und mehr erfahren Sie bei: www.nordkapp.no
Geschichte
1553. Auf der Suche nach der Nordostpassage segelten drei engische Schiffe von London aus nach Norden. Nachdem die Schiffe im Sturm voneinander getrennt worden waren, passierte Kapitän Richard Chancellor Mitte August den Felsen mit dem Namen „Knyskanes“. In der Annahme, es handle sich hierbei um norwegisches Festland, gab er dem Schieferplateau den Namen „Nordkap“.
1554. Erste bildliche Darstellung des Nordkaps in einem Kupferstich des Niederländers Jan Huygen van Linschoten. Zu dieser Zeit hatten die Niederländer, wie später auch noch andere Europäer, eine Walfangstation eingerichtet.
1664. Der erste Tourist am Nordkap. Es handelte sich hierbei um den wissbegierigen Priester Francesco Negri aus Ravenna, der herausfinden wollte, wie die Menschen so weit im Norden überleben konnten. Am Ziel seiner Reise, die er übrigens alleine unternahm, schrieb er nieder: „Hier stehe ich nun am Nordkap, am letzten Außenposten der Zivilisation und kann sagen, dass meine Wissbegier nun befriedigt ist. Ich reise nun zufrieden heim – so Gott will.“
1795. Auf der Flucht vor der französischen Revolution kommt Prinz Louis Philip ans Nordkap.
1828. Der erste Besucher, der von der Bucht Hornvika aus auf das Plateau hinauf steigt, ist ein Norweger: Balthasar Matthias Keilhau.
1845. Am 9. Juli beginnt eine neue Ära in der Geschichte des Nordkaps. Von Hammerfest aus startet das Dampfschiff „Prins Gustav“ zur ersten Nordkap-Kreuzfahrt.
1861. Der Deutsche Karl Vogt beginnt mit der Tradition, die Ankunft am Nordkap mit einem Glas Champagner zu begießen.
1873. Königlicher Besuch am Nordkap durch Oskar II.
1875. Das Reisebüro Cook in London organisiert die erste Gruppenreise zum Nordkap.
1879. Die Hurtigruten richten die Postlinie um das Nordkap herum nach Vadsø ein.
1893. Die Hurtigruten richten entlang der norwegischen Küste eine feste Schifffahrtslinie ein. Damit wird das Nordkap als Touristenziel interessant
1898. Das erste Gebäude auf dem Nordkap steht: ein Postamt mit Champagner Ausschank.
1956. Die Straße von Honningsvåg zum Nordkap wird eröffnet. Das ist der Beginn des modernen Massentourismus bis zum Nordkapfelsen.
1958. Errichtung der ersten Nordkaphalle.
1988 und 1997. Erweiterungen der Nordkaphalle.
1999. Mit der Eröffnung des 6.875 m langen Nordkaptunnels unter dem Magerøysund endet die Zeit des Fährverkehrs zwischen Magerøya und dem Festland. Honningsvåg auf der Insel Magerøy wird aber nach wie vor von den Hurtigruten angelaufen.
Nordkap im Winter – ein Abenteuer der besonderen Art
Vorbei sind die Zeiten, in denen die 13 km lange Nordkapstraße in den Wintermonaten gesperrt war. Nun ist sie ganzjährig auch für den Privatverkehr geöffnet, allerdings nur für den Konvoiverkehr, dem sich alle Fahrzeuge anschließen müssen. Zweimal täglich startet der Konvoi nahe dem Dorf Skarsvåg und wem dies zu abenteuerlich erscheint, dem empfehlen wir den Linienbus. → Winterexpedition zum Nordkap
Und die Sportlichen schnallen sich wie zu Zeiten der Polarforscher Ski oder Schneeschuhe unter und erreichen das Nordkap mit eigener Muskelkraft. Aber Vorsicht: Man muss auch wieder zurück und knapp 30 km ohne gespurte Loipe, ev. bei stürmischem Wetter und kurzem Tageslicht sind nicht ohne.
Bild: Nordkapplattform um Mitternacht im Juni aus: http://de.wikipedia.org/wiki/Nordkap
Norwegens südlichste Landspitze hat einen Namen: Kap Lindesnes
Kap Lindesnes ist die weniger bekannte, aber nicht unattraktive Schwester des Nordkaps. Wohl kaum jemand wird nach Norwegen reisen, nur um Kap Lindesnes zu besuchen. Man nimmt es einfach mit, wenn es an der Reiseroute liegt oder wenn man in der Region Urlaub macht.
Kap Lindesnes ist der südwestlichste Endpunkt jenes Küstenstreifens am Skagerrak, der den Beinamen „Norwegische Riviera“ trägt und der zumindest an schönen Sommertagen ein durchaus mediterranes Lebensgefühl vermittelt: Kilometerweite Sandstrände, verträumte Buchten, Wassertemperaturen bis 23/24 Grad im geschützten Schärengürtel und schneeweiß gestrichene Häuser in den kleinen Ortschaften. Auch die Halbinsel, an deren Ende das Kap liegt, kann mit schönen Badestränden aufwarten.
Historisch betrachtet spielte Kap Lindesnes schon im 17. Jhdt. eine bedeutende Rolle in der Seefahrt, denn immerhin brannte hier seit dem Jahr 1656 das erste Leuchtfeuer des Landes an einer sonst noch dunklen Küste. Es war der Anfang einer Kette von Leuchtfeuern, die sich im Laufe der Jahrhunderte immer weiter und dichter nach Norden vorschoben und so den wichtigsten Verkehrsweg absicherten, den Weg nach Norden – Nord Vegen – der letztendlich dem ganzen Land den Namen gab.
Geographie
Kap Lindesnes liegt in der Fylke Vest-Agder, exakt 1.682 Kilometer Luftlinie vom Nordkap entfernt, zwischen dem Skagerrak im Osten und der Nordsee im Westen. Die nächst größere Stadt ist Mandal.
Die Kommune Lindesnes mit ihrem sanften Hügelland eignet sich besonders für familienfreundliche Ferien. Neben Wandern, Radwandern und Baden gibt es zahlreiche Angelmöglichkeiten in Bächen und Seen, teilweise mit Lizenz, sowie im Meer. Gepflegte Campingplätze sind ausreichend vorhanden. Herbst und Winter sind mild und häufig stürmisch, Frühjahr und Sommer dagegen warm und relativ beständig. Beste Reisezeit ist Mai bis September.
Sehenswürdigkeiten
Der Leuchtturm Lindesnes Fyr mit einer Ausstellung über die Geschichte des Leuchtturms, sowie einer Kunstgalerie. Der Turm ist 20 m hoch, der Sockel liegt 30 m über dem Meeresspiegel. Mit einsetzender Dämmerung schaltet sich automatisch eine 1.000 Watt Halogenlampe ein und gibt die Signale aufs Meer hinaus.
Galerie Gustav Vigeland (*1869 in Mandal) im Heimatmuseum Lindesnes in Vigeland.
Verträumte Fischerorte wie Lillehavn, Svinør oder Vårøy.
Geschichte
Obwohl, oder gerade weil Kap Lindesnes auf einer sehr gemäßigten Breite liegt, ist es weit weniger geschichtsträchtig als das Nordkap. Die Entwicklung verlief hier sehr unspektakulär und nicht jeder Schritt wurde als ein Ereignis von historischer Bedeutung dokumentiert.
11./13.Jhdt. Die Siedlung Spangereid zwischen dem heutigen Vigeland und dem Lindesnes Fyr war schon zu Zeiten der Wikinger Herrenhof, später Marktsitz und gilt als eine der ältesten Siedlungen Norwegens. Spangereid war durch einen Kanal, dem Wikingerkanal, mit dem Lenefjord verbunden, der 2007 nach zweijähriger Bauzeit wieder eröffnet wurde.
1655. Lindesnes Fyr, das erste Leuchtfeuer des Landes wird erbaut.
1656. Im Februar wird das erste Leuchtfeuer entzündet, das aus 30 Talglichtern bestand. Noch im gleichen Herbst wird es durch ein Kohlefeuer ersetzt. Da es immer wieder zu Verwechslungen mit dem Feuer in Skagen (Dänemark) kam, wurde es auf Befehl des Königs wenige Wochen später wieder eingestellt.
1725. Das Leuchtfeuer wurde erneut in Betrieb genommen, und zwar in Verbindung mit einem zweiten Feuer auf der 4 km entfernten Insel Markøy, um auf diese Weise weitere Verwechslungen zu vermeiden.
1844. Der Betrieb des 2. Leuchtfeuers auf der Insel Markøy wird eingestellt.
1854. Ein 4 Tonnen schweres Gerät, das aus Glaslinsen bestand, wurde installiert. Es rotierte um eine Leuchtquelle und bündelte das Licht durch die Linsen, das so weit aufs Meer hinaus reichte. Bewegt wurde die Apparatur durch ein überdimensionales Uhrwerk, das tagsüber aufgezogen werden musste.
1915. Der Leuchtturm entsteht in seiner heutigen Form und das Uhrwerk des bisherigen Leuchtfeuers wird durch einen Elektromotor ersetzt.
Die verantwortungsvolle Arbeit des Leuchtturmwärters teilten sich über die Jahrhunderte hinweg drei Familien, die zu Füßen des Leuchtturms wohnten. Heute da alle Arbeiten automatisiert sind, wird die Station nur mehr zu Wartungsarbeiten aufgesucht. Lediglich die Wetterstation ist ständig besetzt.
Aufgrund seiner beachtlichen Länge liegt Norwegen in zwei verschiedenen Klimazonen. Entsprechend groß sind die Unterschiede zwischen Nord und Süd. Aber es gibt auch noch den Golfstrom, der einige unserer Vorstellungen auf den Kopf stellt. Oder hätten Sie vermutet, dass es im „sonnigen Süden“ mehr als doppelt so viele Niederschläge gibt wie im Norden?
www.wetterochs.de/wetter/sunset
www.geo-reisecommunity.de/reisen/europa/norwegen/klima
www.wikipedia.org/wiki/Mitternachtssonne