Wolfgang Amadeus Mozart und Radfahren, und dann gleich ein ganzer Radweg? Da ist doch irgendwo ein Fehler in der Chronik! Der Schlüssel liegt in seiner Geburtsstadt Salzburg, in der der Mozart Radweg beginnt und endet.
Aber halt, gibt es bei einem Rundkurs überhaupt einen Anfangs- und Endpunkt? Für uns wird das jedenfalls nicht Salzburg sein, sondern aus praktischen Gründen Raubling südlich von Rosenheim. Von hier aus starten wir unsere Runde entgegen dem Uhrzeigersinn durch Tirol, Salzburg und Bayern.
Von dem Mozart Radweg in der Einzahl zu sprechen ist nicht ganz korrekt, besser müsste es heißen die Mozart Radwege, so variantenreich verlaufen die diversen Routen bei dem Versuch, möglichst alle Orte einzubinden, die im weitesten Sinn mit Mozart zu tun haben und sei es nur, dass er auf einer seiner Reisen einmal dort übernachtet hat. Um sie alle abzufahren, sind die acht Tage, die uns zur Verfügung stehen viel zu kurz, weshalb wir uns aus einem Mix mehrerer Routen einen Rundkurs zusammen gestellt haben, beginnend im Inntal mit den im Radtourenbuch bikeline vorgeschlagenen Etappen C3 bis C8. So bekommt man bei dieser Reihenfolge gewissermaßen als Apéritif gleich einige der landschaftlich schönsten Etappen, gut gewürzt mit einigen Steigungen.
→ Tag 1. Raubling – Erpfendorf / OT Kirchdorf in Tirol
→ Tag 2. Kirchdorf – Bad Reichenhall
→ Tag 3. Bad Reichenhall – Salzburg
→ Tag 4. Salzburg – Kirchanschöring / OT Kothaich
→ Tag 5. Kothaich – Bergen Obb.
→ Tag 6.Ausflug Aschau/Kampenwand
Sonntag, der 30. Juni sollte der heißeste Tag der Woche werden mit Temperaturen bis über 35 Grad. Wir lassen uns davon nicht abschrecken, auf dem Rad ist das in jedem Fall erträglicher als beim Wandern und schließlich haben wir jetzt pünktlich zum Start das erhoffte, sonnige Wetter. Da dürfen wir uns nicht beschweren.
Noch ist die Temperatur angenehm, als wir gegen neun von unserer Unterkunft in Bad Feilnbach in Richtung Inn hinunter rollen. Von wegen „grüner Inn“, lehmig braun ist sein Wasser wegen der vorhergehenden starken Regenfälle, einem Tropenfluss ähnlicher als einem Gebirgsfluss. An seinem Ufer fahren wir den tiroler Bergen entgegen, mühelos, denn die Steigung ist in diesem Abschnitt zu vernachlässigen, auch wenn wir es bei der Fließgeschwindig des Inns kaum glauben können. Für die etwas langweilige Wegführung auf dem Uferdamm entschädigt uns die Aussicht. Oben auf den Bergen leuchten noch die letzten Schneefelder, während wir hier unten allmählich ins Schwitzen kommen.
Nach rund 20 km ist es dann vorbei mit „mühelos“ und es heißt für uns ab in die Berge, hinauf zum Walchsee auf 650 m. Zum ersten Mal haben wir auf unserer Tour Arbeit für die Akkus. Puristen mögen jetzt vielleicht kritisch die Nase rümpfen, wir schämen uns nicht, immerhin bringen wir zwei Paare knapp 290 Jahre auf die Sättel.
Der Weg von Niederndorf hinauf nach Walchsee führt zum größten Teil über die Landesstraße 172, nicht gerade rosige Aussichten. Doch es scheint, als habe man diese extra für uns für den Autoverkehr gesperrt. Eine Triathlonveranstaltung ist der Grund dafür und anstatt mit Autos dürfen wir uns die Straße mit hunderten von Triathleten teilen. Gesperrt ist auch das nördliche Seeufer mit der Ortschaft Walchsee. Wir umrunden den See an seinem Südufer. Das ist in jedem Fall die ruhigere Variante, die sich auch ohne Sperrung der regulären Route anbietet. Außerdem besteht hier die Möglichkeit zu einem erfrischendem Bad.
Es ist früher Nachmittag und mittlerweile so heiß geworden, dass man kaum stehen bleiben will und jeden noch so kleinen Schattenfleck sucht. Ein kleiner Biergarten am Rand des Campingplatzes ist unsere Rettung. So schnell wie unser „Johann“ (Johannisbeerschorle) leer ist, kann der Wirt kaum nachschenken. Noch einmal geht es hinauf, ehe wir in einer langen Abfahrt hinunter nach Kössen feststellen wie hoch wir vorher bergauf gefahren sind.
In Kössen zweigt die Route D ab, die über Ruhpolding nach Freilassing führt. Wir bleiben auf unserer Route C, haben allerdings Schwierigkeiten sie zu finden und landen nach einer falschen Auskunft statt auf dem Radweg auf der Straße. Als uns eine junge Bikerin über unseren Irrtum aufklärt, hat keiner mehr recht Lust die gewonnenen Höhenmeter wieder herzuschenken und nach Kössen zurück zu fahren. Wir wollen nur eines: Raus aus der Sonne. Bis zu unserem heutigen Ziel, dem Daxerhof rund drei Kilometer vor Kirchdorf ist es nicht mehr weit und der Verkehr hält sich an diesem Sonntagnach-mittag in Grenzen.
Noch eine kurze Stichstraße hinauf zum Daxerhof, Schatten und eine kühle Dusche! Nach 60 km ist unser erster Radtag zu Ende. Fast, denn so schön der Hof inmitten grüner Wiesen auch liegt, wir wollen noch etwas zu Abend essen. Also nochmals auf die Räder und ins 3 km entfernte Kirchdorf. Das Essen im Hotel Berghof neben der Kirche ist den Abendausflug wert, wenn nur nicht die Sitzpolster auf den Stühlen so warm gewesen wären!