on Tirol ins Salzburger Land. Jetzt am Ende der Tour kann ich sagen, dass mir diese Etappe am besten gefiel, sowohl von der Landschaft als auch von der Wegführung. Daran ändern auch die Zwischenfälle nichts, die gerade an diesem Tag passierten. Es liegt auch nicht daran, dass der Weg, hat man erst einmal die kurze Steigung bis Waidring (870 m) geschafft, durchwegs bergab führt.
Der Radweg entlang des Loferbachs vermeidet geschickt die Berührung mit der Straße, allerdings sind die Unterführungen anfangs etwas gewöhnungs-bedürftig: Eine kurze, steile Abfahrt, zwei 90 Grad Kurven und eine ebenso steile Auffahrt, all das auf dem meist einspurigen Radweg. Nicht nur einmal bin ich hier freiwillig abgestiegen und habe durch die Unterführung geschoben.
Gerne abgestiegen bin ich auch zum Fotografieren. Zur Linken die felsigen Abbrüche der Steinplatte, bekannt als Skigebiet, zur Rechten die Loferer Steinberge, den glasklaren Bach an unserer Seite, saftige Wiesen, Geranien geschmückte Häuser, blauer Himmel – Motive wie aus dem Werbeprospekt.
Gegen Mittag ziehen Wolken auf, werden rasch dicker und dunkler, die Luft wird schwül. Den Besuch im Biergarten auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben fällt uns nicht schwer, heute ist Montag und da scheint die gesamte österreichische Gastronomie Ruhetag zu haben. Unsere Pause bekommen wir ungeplant in Schneizlreuth dank eines kapitalen Sturzes von Detlef und auch nicht im Biergarten, sondern im beginnenden Gewitter an der Wand eines Müllhäuschens. In guter Gesellschaft mit anderen Radlern drücken wir uns so gut es geht an die Hauswand, neben uns am Boden die Rucksäcke, damit auch sie etwas geschützt sind. „Nur nicht stehen lassen“, schießt es mir durch den Kopf, aber man würde es ja merken, wenn man ohne Rucksack weiter fährt.
Wir warten lange, ehe wir wieder losfahren. Regen auf dem Rad ist unangenehm, aber Blitz und Donner, nein, das brauchen wir nicht. Die nächsten 5 km nach Unterjettenau sind die anspruchsvollsten des Tages. Steil und kurvig führt der teils geschotterte, teils asphaltierte Weg hinunter. Das Schild „Radfahrer absteigen“ hätte ich nicht gebraucht, um mein Rad den Berg hinunter zu schieben.
Dann versperrt uns eine Baustelle auf dem Radweg die letzten 10 km nach Bad Reichenhall. Ein Junge von vielleicht 12/13 Jahren, auf dem Rücken die Schultasche, kommt vorbei, sieht uns beratschlagen und fragt, ob er uns helfen kann. Das war der Wow-Moment des Tages! Er scheint die Karte im Kopf zu haben und liefert uns eine detailgenaue Beschreibung der Umleitung.
„Die Rucksäcke!“, zwei Worte, die den weiteren Ablauf auf den Kopf stellen. Da haben wir doch glatt unsere Rucksäcke an der Hauswand stehen lassen und nicht nur einen, sondern gleich zwei! Unsere Freunde fahren weiter zur Unterkunft in Bad Reichenhall, was sollen sie auch warten wegen unserer erwiesenen Dummheit. Detlef nimmt den Hänger vom Rad und fährt wieder hinauf nach Schneizlreuth. Neben unseren Habseligkeiten mache ich es mir an der Wand eines Versorgungshäuschens „gemütlich“. Nach einer Stunde ist er wieder zurück, die 10 km Strafrunde hatte es in sich.
Doch damit sind wir noch lange nicht in Bad Reichenhall. Im Gegensatz zu unseren Freunden haben wir beide offenbar nicht richtig auf die Beschreibung des Jungen geachtet und biegen gleich zu Beginn falsch ab. Wir vermeiden zwar die Straße, doch dann folgt eine längere Stadtrundfahrt durch Bad Reichenhall. Das Abendessen haben wir uns heute redlich verdient und das Lokal liegt gleich um die Ecke. Aber Montag – Ruhetag.
Frisch geduscht wollen wir nicht gleich wieder auf unsere dreckigen Räder steigen und machen uns zu Fuß auf die Suche. Ein Chinarestaurant boykottiert die montägliche Ruhetagssitte. Praktischerweise liegt es über einem Discounter, in dem wir uns gleich für unser morgiges Frühstück eindecken. In unserem Gästehaus Eisenbichler steht uns ein Aufenthaltsraum mit Küche zur Verfügung und wir brauchen zum Frühstück nicht außer Haus.
Hier hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass unsere beiden Begleiter mit unserer Route nicht einverstanden waren. Hatten Sie unseren Vorschlag überhaupt zur Kenntnis genommen? Schon beim Start heute Morgen wollten Sie das über booking.com gebuchte und bereits bezahlte Quartier noch einmal bezahlen. Man hätte ja über alles reden können.