Die Küche Norwegens ist in starkem Maße geprägt von Topographie und Klima des Landes
und spiegelt auch heute noch die Lebensweise der Bewohner wider.
Norwegen ist Gebirgsland, das sich mit wenigen Ausnahmen von einigen Regionen im Süden und dem Gebiet am Trondheimfjord nicht für Ackerbau eignet. Der Rest des Landes ist mehr oder weniger karges Bergland, in dem allenfalls noch Schafhaltung möglich ist. An der Westküste sorgt zwar der Golfstrom für ein mildes, ausgeglichenes Klima, doch lassen hier die steil ins Meer abfallenden Berge oft kaum Raum für einen Küstenstreifen. Lange, und im Osten auch strenge Winter, lassen die Vegetationsperiode auf einige wenige Monate schrumpfen.
Kein Wunder also, dass Obst und Salat in der norwegischen Küche nur eine untergeordnete Rolle spielen. Rühmliche Ausnahme sind die Früchte, die im Fjordland zu erstaunlicher Größe und Süße heran reifen und natürlich alle wild wachsenden Beeren. Dominiert wird die norwegische Küche von deftigen Fleischgerichten und Eintöpfen und allem „was man draußen fangen kann“, also Fisch und Wild.
Norwegen war seit alters her ein Land der Fischer und Bauern. Die Familien lebten weitgehend autark auf ihren Höfen, in den Wintermonaten oft wochenlang von der Außenwelt abgeschnitten. Man(n) war Bauer, Jäger, Fischer und brachte das nach Hause, was die Natur hergab. Haltbarkeit war das zentrale Thema in jenen Tagen, als es noch keine Gefriertruhen gab und so entstanden Fladenbrote, köstliche Wildfrucht-Marmeladen und Chutneys, die etwas exotisch anmutenden Konservierungsmethoden bei Rakefisk oder Lutefisk und nicht zuletzt der allseits bekannte Stockfisch, der als wichtiger Eiweißlieferant bereits im Mittelalter bis nach Westafrika verschifft wurde
Im Norwegen des 21. Jahrhunderts ist dank 4-Wheel-Drive und anderen technischen Errungenschaften diese Autarkie nicht mehr lebensnotwendig und in den Städten finden sich Dönerbuden und internationale Fastfoodketten. Geblieben aber ist den Norwegern die Liebe zum einfachen Leben draußen, in und mit der Natur, treffend bezeichnet mit dem Wort „friluftsliv“. Wenn sich am Wochenende die Familie oder Freunde aufmachen, um ihre Hütte am Fjord oder im Fjell zu beziehen, dann ist mit großer Wahrscheinlichkeit eine Angel mit dabei, um sich ein fangfrisches Abendessen auf den Tisch zu holen. Übrigens auch im Winter, dann werden Löcher in die Eisdecke auf Flüssen und Seen gehackt. Eisangeln ist weit mehr als die bloße Versorgung mit Nahrungsmitteln, es ist so etwas wie Nationalsport in Norwegen.
Diese Einfachheit und Ursprünglichkeit spiegelt sich auch in der Küche wider: Man verarbeitet bevorzugt frische, regionale – und damit auch hochwertige – Zutaten, oftmals noch nach Großmutters Rezept. Die Kunst einer guten Küche besteht darin Einfaches zu Feinem und Wohlschmeckendem zu bereiten – und das ist den Norwegern sehr gut gelungen.